NOISE
In diesem 2021 erschienenen Buch begeben sich Daniel Kahnemann und seine Mitautoren Olivier Sibony und Cass R. Sunstein auf die Suche nach dem, was "unsere Entscheidungen verzerrt - und wie wir sie verbessern können.""Angenommen, jemand ist wegen einer Straftat verurteilt worden - Ladendiebstahl, Heroinbesitz, Körperverletzungoder bewaffneter Raubüberfall. Welches Strafmaß hat er zu erwarten? Die Antwort sollte nicht davon abhängen,welchem Richter oder welcher Richterin der Fall zufälligerweise übertragen wurde, ob es draußen heiß oder kalt istoder die heimische Mannschaft am Vortag gewonnen hat. Es wäre empörend, wenn drei Personen, die wegen dergleichen Straftat verurteilt wurden, völlig unterschiedliche Strafmaße erhielten: Bewährung für den einen, zwei Jahre Haft für den zweiten und zehn Jahre für den dritten. Und trotzdem ist dieser Missstand in vielen Ländern nach wie vor Realität", so die Autoren. Aber, warum ist das so? Jeweils spielt dabei "Noise" (engl. für Lärm), die Zufallsstreuung, eine entscheidende Rolle. Der Wirtschaftsnobelpreisträger und Psychologe Kahnemann und seine Mitstreiter klären über die Vielzahl von oft zufälligen Faktoren auf, die unsere Entscheidungsfindung stören und häufig negativ beeinflussen. Man wird diese "Störgeräusche" nie völlig ausschalten können, umso wichtiger ist es, sie zu verstehen und zu lernen, mit ihnen umzugehen. Das Buch ist ein solides wissenschaftliches Werk und der Stoff nicht immer leicht zu fassen. Doch je tiefer man in die Materie eintaucht, desto nachdenklicher wird man. ZumBeispiel in Anbetracht der Versicherungsfirma, deren Angestellte bei der Bewertung eines identischen Schadensfalls bis zu 55 % voneinander abweichen. Oder der Bank, deren verschiedene Kreditbearbeiter bei derSchätzung eines Projekts bis zu 45 % auseinanderliegen. Für "Noise", so Kahnemann und Co., sorgten vor allemGeschmack und Persönlichkeit. Manche Menschen seien für "bullshit" eben empfänglicher als andere. Aber ihre (Fehl-)Entscheidungen kosteten die Gesellschaft jährlich Milliarden... NOISE
MARTIN WALSER
Der deutsche Bundespräsident hat ihn als "großartigen Menschen" und "Schriftsteller von Weltrang" bezeichnet.Gemeint ist Martin Walser, der am vergangenen 26. Juli, 96jährig, in Überlingen am Bodensee verstorben ist. AmBodensee kam er am 24. März 1927 auch zur Welt. Seine Eltern betrieben das Bahnhofsrestaurant und eine Kohlenhandlung in Wasserburg. In Lindau machte er sein Abitur; es folgten Studien der Literaturwissenschaft,Geschichte und Philosophie an der Philosophisch- theologischen Hochschule Regensburg und der Eberhard-Karls- Universität Tübingen. Noch während des Studiums fand er beim neu gegründeten Süddeutschen Rundfunkeine erste Anstellung, 1951 promovierte er in Tübingen über Franz Kafka. Sechs Jahre später erschien sein erster Roman "Ehen in Philippsburg", er wurde auf Anhieb ein großer Erfolg. Seitdem ließ das Schreiben Walser nicht mehr los, jedes Jahr legte er einen neuen Roman vor. Auch am Theater war er erfolgreich. Wie Viele seiner Generation hatte er ein ambivalentes Verhältnis zum Dritten Reich. Nach wie vor ist nicht geklärt, inwieweit seine Aufnahme in die NSDAP Anfang 1944 von ihm selbst ausging oder ihm untergeschoben wurde. Empörtes Aufsehen erregten 1998 seine Ausführungen über die "Instrumentalisierung des Holocaust" und die "Moralkeule Auschwitz". Walsers Intimfeind, der Literaturkritiker Reich- Ranicki, hielt ihn dennoch nicht für einen Antisemiten. Kulturwissenschaftliche Analysen seines Werks haben allerdings in Walsers Werk ein durchgängiges Vorkommen antisemitischer Stereotype dokumentiert. Ende April 2022 unterzeichnete Walserals Erster einen offenen Brief an den deutschen Bundeskanzler gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Bis zuletzt blieb er ein Getriebener, ebenso streitbar wie umstritten.
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DIE SCHULE HAT BEGONNEN
In einem Nachschlagewerk der 1970er Jahre wird die Schule wie folgt definiert: "... aufgrund öffentlichen oder privaten Rechts errichtete Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden zur Vermittlung von Bildungsgut." Als "Bildungsziel der Volksschule" nennt das Lexikon: "... in Zusammenarbeit mit den Eltern die körperliche und dem Gebiet der Soziologie, Psychologie, Lerntechnik u. a." an. Was ist über fünfzig Jahre später von dieser Definition übrig geblieben? Herrscht heute nicht der Eindruck vor, dass über gelegentliche "Anpassungen" hinaus die Schule zu einer permanenten Baustelle und zu einer Spielwiese für politische und andere Profilneurotiker geworden ist ? Eine Reform jagt die andere, die Ausgaben steigen immer weiter und trotzdem bleiben die Ergebnisse - PISA und sonstige Studien lassen grüßen - eher dürftig. Woran liegt es? Sicher entspricht das heutige Bild der "Lehrenden" nicht mehr dem von 1970 und auch das Umfeld der "Lernenden" hat sich seitdem radikal verändert. Hinzu kommen die Herausforderungen durch die Immigration. Die Aufgaben scheinen kaum noch lösbar, dabei war eine gute Schulbildung wohl noch nie so wichtig wie in unserer immer schnelllebigeren Epoche. Eines darf man indessen nie aus den Augen verlieren: auch im 21. Jahrhundert geht es in der Schule zuerst um Menschen und das "Bildungsziel" der Schule sollte nie, wie es der französische Dichter Montaigne definierte, ein "möglichst voller" sondern ein "möglichst gut geformter" Kopf sein...
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